Zeitungsartikel über die Freiwillige Feuerwehr Trennfurt

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Seit 100 Jahren gegen "roten Hahn"

Größter Einsatz der Trennfurter Wehr: Löscharbeiten beim Brand der Kirche

In der Geschichte der Floriansjünger geblättert - Schauübung und Feierstunde

KLINGENBERG-TRENNFURT. (uls) Absichtlich mit Wasser bespritzte während einer Übung der II. Steiger, B. S., eine größere Anzahl der Mannschaft. "Er zeigt ungeziemendes, unpassendes und dienstwidriges Benehmen, das der übrigen Mannschaft mißfallen mußte", heißt es im Protokollbitch aus dem Jahre 1897. Dem Steiger wurde ein Verweis ausgestellt. Damals herrschten noch strenge Sitten bei den Feuerwehren. Am Wochenende kann die Trennfurter Wehr auf ein l0Ojähriges Bestehen zurückblicken.

Am Freitag abend beginnen die Jubiläumsfeierlichkeiten mit einer Disco-Party für Junge und Junggebliebene, am Samstag um 15 Uhr ist eine Schauübung mit nachbarlicher Löschhilfe, daran schließt sich um 16.30 Uhr im Pfarrheim eine Feierstunde an.

Diese wird vom Musikverein und der Chorvereinigung festlich umrahmt. Nach der Begrüßung durch Kommandanten Walter Amrhein liest Franz Wunderlich aus der Chronik der Wehr. Schirmherrin ist Ursula Wiegand, Festpräsident Dr. Christoph Ackermann. Ehrungen führen Landrat Karl Oberle, Bürgermeister Walter Riermaier und Kreisbrandrat Franz Ball durch. Max Zöller, der zwanzig Jahre als Kommandant tätig war, wird dabei zum Ehrenkommandanten ernannt. Um 20 Uhr beginnt im Zelt am Schwimmbad ein Festabend.

Der Sonntag beginnt um 9 Uhr mit einem Feldgottesdienst, anschließend ist Frühschoppen. Ab 14 Uhr zieht ein Festzug durch die Straßen des Stadtteils. Am Montag (ab 14 Uhr) kommen die kleinsten Bürger zu ihrem Recht, um 16 Uhr beginnt ein Treffen der örtlichen Betriebe. Ein "großer bayerischer Bierabend" beschließt das Jubiläumsfest.

Zum Jubiläumsbild stellten sich die Trennfurter Webrleute auf der Kirchentreppe dem Fotografen.

Foto: Bernd Ulshöfer

44 Mann - eine schlagkräftige Wehr

Spärlich sind die Quellen, aus denen man etwas von der Wehr aus ihrer Gründerzeit erfahren kann. Erst von 1930 an ist ein fast lückenloses Protokollbuch vorhanden. Aus den Niederschriften ist zu entnehmen, daß sich bei der Gründungsversammlung am 1. Februar 1879 44 Männer als Mitglieder der Wehr haben einschreiben lassen. Diese Mitgliedsstärke hat die Wehr über 100 Jahre hinweg in etwa behalten. Elf Kommandanten waren bis heute für die Ausbildung der Wehr verantwortlich und hatten für eine zeitgemäße Ausrüstung Sorge zu tragen.

Max Zöller - 20 Jahre Kommandant

Die meisten Kommandantenjahre hat Max Zöller zusammengebracht. Er befehligte die Wehr von 1958 bis 1978, also 20 Jahre. Er war aber schon vorher von 1951 an Motorzugfübrer und seit 1955 zweiter Kommandant. Auf 14 Kommandantenjahre brachte es Wendelin Elbert, auf zwölf Jahre Alois Wöber III, ihm oblag der schwierige Wiederaufbau der Wehr nach dem zweite Weltkrieg, auf zehn Jahre brachten es Thomas Rohleder, Hugo Wetzel und Karl Schmitt. Sie alle haben ihr Kommando in ganz besonderen Zeitabschnitten der deutschen Geschichte ausüben müssen. Diese sechs Kommandanten schrieben insgesamt 76 Jahre Trennfurter Feuerwehrgeschichte. In die übrigen 24 Jahre teilen sich die Kommandanten Josef Herbert, Gernhart Hermann, Karl Süß, Leo Wöber. und Walter Amrhein. Immer wieder berichtet das Protokollbuch auch von Ehrungen für 25jährige, 30jährige, ja soger von 40jähriger aktiver Dienstzeit bei der Feuerwehr.

Napoleonpose und Federbusch

Das älteste noch vorhandene Bild der Trennfurter Feuerwehr düfte um die Jahrhundertwende entstanden sein. Es zeigt die Manner im Stile jener Zeit pyramidenförmig um ihre Geräte gruppiert. In Napoleonpose und mit dem Federbusch wilhelminischer Zeit auf dem Helm präsentiert sich in scbmucker Uniform der Kommandant Karl Süß. Eine Fahrspritze (Saug und Druckspritze) besitzen sie, eine Anstelleiter mit Unterstützungsstangen und eine Anstelleiter ohne solche Stangen. Aus einem Jahresbericht von 1910 erfährt man, was sonst noch zur Ausstattung in der damaligen Zeit gehörte.

Feuerfahne und 80 Löscheimer

Da sind u. a. aufgezählt 15 Meter gummierte Schläuche, 170 Meter gewöhnliche Schläuche, vier Dachleitern, 22 Steigergurte, 23 Steigerbeile, 21 Steigerleinen, 21 Spritzenmannsgurte, ein Chargiertengurt, eine Feuerfahne, 80 Eimer usw.

Eine Wehr kann nur Erfolg haben, wenn alle zusammenarbeiten. Eine besondere Stellung hatten jedoch sicherlich die Steiger inne. Nicht jeder war für diese Aufgabe geeignet, schwindelfrei mußte man sein und Mut mußte man auch haben. Der statistische Bericht von 1908 bis 1912 verzeichnete acht zu Steigern ausgebildete Männer, daneben versahen 15 Spritzenmänner, acht Ordnungsmänner, drei Zugführer, drei Sektionsführer, zwei Signalisten, ein Adjutant, ein Schriftführer, ein Zeugmeister, ein Sanitäter und ein Kommandant ihren Dienst.

In diesem Bericht ist aber auch schon eine mechanische Leiter, die heutige Feuerwehrleiter, erwähnt. Sie dürfte kurz nach der Jahrhundertwende die Anstelleiter abgelöst haben. Die 80 aufgeführten Eimer erinnern noch an die spritzenlose Zeit, an die Zeit der langen Eimerketten.

Um die Jahrhundertwende entstand das älteste noch vorhandene Bild der Trennfurter Freiwilligen Feuerwehr. Der Fotograf gruppierte die Floriansjünger pyramidenförmig um ihre Geräte. In Napoleonspose und mit Feder wilhelminischer Zeit auf dem Helm präsentiert sich in schmucker Uniform der kommandant. Das Bild etnstand. am ehemaligen Trennfurter Rathaus. Die fahrbare Saug- und Druckspritze, die auf dem Bild zu sehen ist, wird am Sonntagnachmittag auch beim Festzug dabei sein. Die Webrleute haben das historische Gerät wieder voll einsatzfähig gemacht.

Reproduktion: Bernd Ulshöfer

Bereits 1929 eine Motorspritze

Noch im Jahresbericht von 1929 werden 30 solche Eimer ausgewiesen. Die Trennfurter Wehr war eine der ersten Wehren weit und breit (die ehemalige Kreisstadt Obernburg ausgenommen), die mit einer Motorspritze ausgerüstet worden war. Diese TS 6 war sicherlich ein schönes Geschenk der Gemeinde zum 50jährigen Bestehen der Wehr. In zahlreichen Einsätzen hat diese Pumpe bis 1971 zuverlässig ihren Dienst getan. Einigemal ist im Protokollbuch die Meinung geäußert: "Ohne unsere Motorspritze wäre es zu einer Katastrophe gekommen."

Löschfahrzeug zum 90. Geburtstag

Eine durchziehende Webrmachtseinheit hat bei Kriegsende eine starke Motorspritze, eine TS 8, hinterlassen. Sie brachte der Wehr mehr Ärger als Gewinn - der Motor wollte einfach nicht richtig. Der Ruf nach einer neuen TS 8 wurde in den fünfziger Jahren immer lauter ihre Anschaffung immer dringender. 1957 war es dann soweit, die Wehr wurde mit einer neuen TS 8 ausgerüstet. Weil die alte Pumpe von 1929 nicht mehr den Anforderungnn genügte, erhielt die Wehr 1968 eine zweite TS 8. Das größer gewordene Dorf mit seiner Weiten Ausdehnung erforderte mit du Zeit eine größere Beweglichkeit, wenn die Wehr schlagkräftig bleiben sollte. Zum 90jährigen Geburtstag 1969 erhielt sie daher ein, Löschfahrzeug LF 8. Nun war sie nicht mehr auf den Transport ihrer Pumpen mit Traktoren oder Lkw angewiesen.

Die modernen Kunststoffe, die Ölheizungen und was die neue Zeit sonst noch alles brachte, erforderte immer neue Anschaffungen und eine immer weitergehende Spezialisierung. "Die Feuerwehr wird allmählich Mädchen für alles", heißt es nicht zu Unrecht einmal 1975 im Protokollbuch. Die Ausrüstung mit schweren Atemschutzgeräten 1977 mag dafür Zeuge sein.

Wasserkanone gegen Kirchturm

Waren die Trennfurter Webrleute in hundert Jahren bei zahlreichen Bränden und Katastrophen eingesetzt, am nachhaltigsten wird wohl der Brand der Pfarrkirche Maria Magdalena am 7. Juli l975 in bleibender Erinnerung bleiben. Gegen 21.40 Uhr wurde das Feuer entdeckt. Mit Schrecken wurde festgestellt, daß alle Sirenen ausgefallen waren. Während mutige Männer unter schwierigsten Bedingungen das Allerbeiligste retteten, wurde für die Wehren der umliegenden Städte und Gemeinden höchste Alarmstufegegeben.

In vorbildlicher Zusammenarbeit taten die Wehrmänner ihr Bestes um zu retten, was noch zu retten war, vor allem mußten die naheliegenden Häuser geschützt werden. Die Werkswehr der Enka schirmte mit einer Wasserkanone den Turm ab, die Wehren von Wörth, Laudenbach, Obernburg, Röllfeld, Erlenbach Stadt und Siedlung holten in sechs Leitungen das Löschwasser aus dem Main. Um 22.58 Uhr war das Feuer unter Kontrolle gebracht.