Zeitungsartikel über die Freiwillige Feuerwehr Trennfurt |
KLlingenberg. Die Trennfurter Feuerwehrleute haben ihre Ankündigung wahrgemacht: Seit gestern früh liegt Bürgermeister Siegmar Markert die Rücktrittserklärung von 28 Aktiven vor, eine weitere Liste kursiert noch bei Schichtarbeitern, Urlaubern und Kranken. Die Unterschriften wurden zu später Stunde direkt nach der Stadtratssitzung am Dienstag bei einer Zusammenkunft in Trennfurt gesammelt. Die Stimmung war gedrückt, denn leicht ist den Männern ihr Entschluß nicht gefallen. »Wir waren mit Leib und Seele Feuerwehrleute, viele von uns seit Jahren und Jahrzehnten«, war zu hören. Dennoch - so wurde versichert - sei die Entscheidung, den Dienst zu quittieren, keine unüberlegte Trotzreaktion. »Wir haben nach der Entwicklung in den vergangenen Monaten über diesen letzten Schritt ausgiebig nachgedacht.«
Die Rücktrittserklärung hat folgenden Wortlaut:
»Aufgrund, des Stadtratsbeschlusses vom 25. 10. 1988, für die Freiwillige Feuerwehr Klingenberg ein TLF 16 zu beschaffen, wobei die Belange des Brandschutzes im Stadtteil Trennfurt nicht berücksichtigt wurden, trete ich hiermit vom aktiven Dienst der Freiwilligen Feuerwehr Trennfurt zurück.«
Gegenüber dem Main-Echo gaben Kommandant Walter Amrhein, der stellvertretende Vorsitzende Rudi Stelzer und Vorstandsmitglied Alban Krug folgende Erläuterungen ab:
»Wir Feuerwehrleute tun diesen Schritt nicht gern, bitten aber die Bevölkerung um Verständnis. Wir haben unsere Gründe. Nach außen wirkt es so, als hätte die Trennfurter Wehr das Fusionsangebot der Klingenberger Wehr ausgeschlagen, »Stadtteil- und Schlauchturm-Politik« betrieben und wollte jetzt - weil die Klingenberger das TLF 16 bekommen - beleidigt »das Handtuch werfen«. Es liegt uns daran, diesen Eindruck bei unseren Mitbürgern in allen Stadtteilen zu korrigieren.
Als das Klingenberger Gerätehaus verkauft wurde, trat die dortige Wehr mit dem Fusionsangebot an die Trennfurter heran. Wir sahen uns außerstande, darauf einzugehen. Die genauen Gründe dafür aufzuführen, hieße, den Klingenberger Kollegen zu nahe zu treten. Einiges sollte aber doch angerissen werden:
Wir sind der Meinung, daß wir mit ihnen vom Ausbildungs- und Organisationsstand her keine homogene Einheit bilden könnten. Unser LF 8 zum Beispiel ist genauso alt wie das der Klingenberger, im Gegensatz zum dortigen Fahrzeug jedoch noch in ordnungsgemäßem, gepflegtem Zustand.
Kein Verständnis können wir dafür haben, daß einerseits das Klingenberger LF 8 als völlig defekt gemeldet wird, so daß es auch nicht von einer Fachfirma repariert werden könnte, andererseits eine Reparatur in Eigenregie plötzlich dann angeboten wird, wenn ein LF 8 als Zweitfahrzeug zu einem neuen TLF 16 gebraucht würde.
Wir wissen, daß in der Klingenberger Wehr Männer als »aktiv« geführt werden, die seit langer Zeit an keiner Ubung mehr teilgenommen haben. Das wäre in Trennfurt undenkbar.
Die Liste der Ungereimtheiten ließe sich fortsetzen. Sie reicht vom Einsatz beim Brand in der Firma Hemmelrath, wo die Klingenberger ihre Tragkraftspritze vergessen hatten, bis zur Tatsache, daß als Begründung für eine angestrebte Fusion mit Trennfurt Schwierigkeiten bei der Besetzung des in Klingenberg vorhandenen Fahrzeugs tagsüber angegeben wurden. Wir in Trennfurt kennen solche Sorgen nicht, da zahlreiche Wehrleute vor Ort arbeiten und jederzeit erreichbar sind.
Das Angebot des Klingenberger Kommandanten, Herrn Ebert, nach einer Fusion nicht mehr als Kommandant zu kandidieren, bedeutet unseres Erachtens nicht, daß Klingenberg auf jeden Fall »auf den Kommandanten einer neuen Wehr verzichten« wollte. Herr Ebert wohnt seit vielen Jahren in Erlenbach-Mechenhard: Bei nur einer - für zwei Klingenberger Stadtteile zuständigen - Wehr könnte er schon wegen der weiten Anfahrtswege kaum das Amt an der Spitze übernehmen. Aus allem Angeführten geht hervor, daß wir befürchten müssen, ein TLF 16 wird mit Klingenberger Besatzung keineswegs jederzeit überall einsatzbereit sein. Unseres Erachtens wäre es für den allgemeinen Brandschutz sinnvoll und richtig gewesen, ein TLF 16 der ständig einsatzfähigen, straff geführten und gut ausgebildeten Trennfurter Wehr zur Verfügung zu stellen. Oder es erst anzuschaffen, wenn - wie der Vorschlag von Bürgermeister und Verwaltung lautete - eine gemeinsame Besatzung aus allen Wehren zusammengestellt und ein neues Einsatz-Konzept gefunden worden wäre.
Unsere Gründe für ein TLF 16 sind ebenso stichhaltig wie die der Klingenberger Wehr. Wir sind enttäuscht über die Reaktion der Mehrheit des Stadtrats, sehen den Brandschutz in Trennfurt nicht als gesichert an und treten deshalb vom aktiven Feuerwehrdienst zurück.«
Bürgermeister Markert bedauert diese Entwicklung sehr und hofft im stillen noch auf ein Einlenken. »Es wäre doch zu traurig, wenn eine so leistungsstarke Mannschaft wie die um Walter Amrhein tatsächlich für den Brandschutz nicht mehr zur Verfügung stünde!« Auf alle Fälle wird er die Trennfurter zu einem Gespräch einladen. Prinzipiell bliebe ihm auch das Instrument der Dienstverpflichtung, wenn nur so auf Dauer der Brandschutz in Trennfurt zu gewährleisten wäre. Doch davon ist - vorerst - nicht die Rede.
Um den Brandschutz sofort zu sichern, hat Markert sich auf der Stelle an Kreisbrandrat Franz Ball gewandt. Dieser hat umgehend veranlaßt, daß die Polizei die Nachbarwehren in Klingenberg und Wörth alarmiert, wenn ein Einsatz vonnöten ist. Ball sieht damit momentan den Brandschutz für Trennfurt als »voll gewähhrleistet« an, wie er auf Anfrage versicherte.
Zudem gibt es in zwei Werken in Trennfurt auch freiwillige Betriebs-Feuerwehren, die allerdings nicht rund um die Uhr zur Verfügung stehen und nur auf den Werksgeländen zuständig sind.
Während der Hauptverkehrszeiten sollte es allerdings möglichst nicht brennen, meinten die Trennfurter. Denn dann ist mit Staus auf allen Zufahrtsstraßen zu rechnen, und da nütze auch das schönste Tatü-tata wenig, wenn kein Durchkommen ist. B.S.