Zeitungsartikel über die Freiwillige Feuerwehr Trennfurt |
Trennfurt. Das Feuer der Diskussionen ist gelöscht, der Ärger heruntergeschluckt; in Trennfurt heißt es wieder »Wasser marsch« wenn_s brennt. Wie schon am Samstag gemeldet, ist der Brandschutz im Klingenberger Stadtteil gesichert, denn 33 Feuerwehrleute haben sich am Freitag abend im Gasthaus »Roß« verpflichtet, den aktiven Dienst wieder aufzunehmen. Weitere Meldungen kamen am Wocheende hinzu, so daß nun 51 Wehrunänuer unter dem Kommando des erneut gewählten Walter Amrhein stehen. Sein neuer Stellvertreter ist Rudi Stelzer. Beide führen auch den Feuerwehrverein.
Am Freitag wurde ein vorläufiger Schlußstrich gezogen unter monatelange Querelen, die ihren Höhepunkt Ende Oktober 1988 erreicht hatten, als die meisten Trennfurter Wehrleute ihren Rücktritt vom aktiven Dienst erklärten. Zu diesem Schritt, der weit über den Landkreis Miltenberg hinaus für Aufregung gesorgt hatte, war es gekommen, weil sich die Trennfurter vom Klingenberger Stadtrat im Stich gelassen fühlten. Nach dessen Beschlüssen, ein gemeinsames Feuerwehrhaus für Klingenberg und Trennfurt zu bauen und der Klingenberger Wehr ein Tanklöschfahrzeug zu kaufen, das auch auf der anderen Mainseite beansprucht wurde, sahen sich die Männer um Walter Amrhein außerstande, den Brandschutz im Stadtteil zu sichern.
54 Aktive taten im Oktober Dienst in der Freiwilligen Feuerwehr Trennfurt. Nach der entscheidenden Stadtratssitzung mit den für Trennfurter Belange unguten Beschlüssen erklärten nur neun nicht ihren Rücktritt: Mit dieser Mini-Besetzung ohne Kommandanten ließ sich der Brandschutz nicht gewährleisten.
In Verhandlungen zwischen dem örtlichen »Dienstherrn« der Feuerwehren, Bürgermeister Siegmar Markert, der Kreisbrandinspektion und der Aufsichtsbehörde Landratsamt war dann ein Konzept erarbeitet worden, das als Basis für weitere Zusammenarbeit aller Beteiligten dienen konnte und geeignet war, die Trennfurter Wehrleute wieder in die Uniformen zu bringen. Es erforderte freilich auch neue Stadtratsbeschlüsse:
Das gemeinsame Feuerwehrhaus für Klingenberg und Trennfurt wurde noch vor dem ersten Spatenstich »einplaniert«; die Stadt verpflichtete sich, für beide Wehren je eine eigene, ordnungsgemäße Unterkunft zu bauen.
Sobald diese auf Trennfurter Seite steht, soll die Wehr ein LF 16 bekommen, um den Brandschutz im Stadtteil mit seinen zahlreichen brisanten Objekten (Industrieanlagen, Bundesstraße) gewährleisten zu können.
Der Boden war also bereitet, wieder ordnungsgemäße Feuerschutz-Verhältnisse in Trennfurt zu schaffen, und Bürgermeister Siegmar Markert lud zur »Dienstversammlung« der Feuerwehr ins »Roß« ein. Die Stadträte waren fast vollzählig gekommen, Vertreter der Werkswehren von Wika und Dekoramik waren dabei und auch Kreisbrandinspektor Horst Stapf und Kreisbrandmeister Lindner hofften auf eine Wiederbelebung der Trennfurter Wehr. Kreisbrandrat Franz Ball erschien erst zu später Stunde: Da war die Spannung schon vorüber und alles optimal gelaufen.
Bürgermeister Siegrnar Markert erinnerte noch einmal an alle Schritte,die bis zum Eklat im Oktober und schließlich zur jetzigen Dienstversammlung geführt hatten. Die »politische Ebene« sei nun gewillt, einen vorläufigen Schlußstrich unter »diese Vorkommnisse« zu ziehen. Der Bauausschuß befaste sich bereits mit der Standortfrage für die Feuerwehrhäuser und wolle noch in diesem Monat ein Ergebnis vorlegen.
Er hoffe, der Stadtrat werde im Sommer die Planungen vergeben können, so daß 1990 für eine Feuerwehr-Unterkunft der Klingenberger und 1991 für die der Trennfurter gesorgt werden könne.
»Begraben Sie ihr Mißtrauen, lassen Sie mich nicht als einsamen Häuptling hier stehen. Treten Sie der Freiwilligen Feuerwehr Trennfurt wieder bei und festigen Sie den guten Ruf der bisherigen Truppe, auf die wir immer stolz waren!« appellierte Markert, der vorläufig von seinem Lieblingsgedanken einer einzigen Wehr für Klingenberg Abstand nehmen muß.
Vorgespräche mit den Vertretern des Feuerwehr-Vereins (der ist zu unterscheiden von der kommunalen Einrichtung Feuerwehr) hatte es im Vorfeld gegeben. Vorsitzender Walter Amrhein - bis Oktober Kommandant - betonte: Das mit der Aufsichtsbehörde erarbeitete Konzept biete die Grundlage, wieder aktiven Dienstzu tun. Er empfahl, die Beitrittserklärungen zu unterschreiben. Kassierer Dieter Salomon machte unter Beifall deutlich, daß sich die Männer auf das Konzept berufen werden, »sonst treten wir erneut zurück und dann ist die Feuerwehr für uns gestorben!«
Stadtrat Bernd Pfister wollte es genau wissen: Wenn die jetzige Unterkunft der Trennfurter Wehr »gut hergerichtet« werde, »würde das für Sie bedeuten, abermals den Dienst zu quittieren?« Salomon sagte knapp und klar »ja«. Kreisbrandinspektor Horst Stapf ließ später wissen, daß auch von der Kreisbrandinspektion das derzeitige Domizil als keinesfalls ausreichend angesehen werde.
Der Stadtrat wird sich also etwas einfallen lassen müssen. Auf Details wollte sich der Bürgermeister aber nicht festlegen. »Der Stadtrat hat einen Basisbeschluß gefaßt, nach dem er sich richten will.« Es sei nicht vorstellbar, daß er von ihm abrücke - eine Äußerung, die nach dem Entscheidungs-Zickzack des Gremiums im vergangenen halben Jahr bei manchem Feuerwehrmann skeptisches Stirnrunzeln hervorrief.
Dennoch gaben sich 33 Männer einen Ruck, scharten sich um den »einsamen Häuptling Markert« und stellten sich in geheimer, schriftlicher Wahl wieder unter das Kommando von Walter Amrhein, der es nun schon seit elf Jahren führt. Neuer Zweiter Kommandant wurde Rudi Stelzer (bisher Gottfried Wöber). Allen war die Erleichterung anzusehen, denn nur schweren Herzens hatten die Wehrleute ihre Uniform an den Nagel gehängt. Nun schlüpfen sie gern wieder hinein, um Gefahren für die Trennfurter abzuwenden.
Das versicherte Walter Amrhein, der den Mitbürgern auch dankte, daß sie viel Verständnis gezeigt hätten für die Schritte der Wehrleute. »Jetzt sind wir wieder für sie da!« Und schon wurden die Ärmel aufgekrempelt. Bereits am Samstag war Arbeitseinsatz am Feuerwehrhaus, um den Staub der vergangenen Monate auch dort zu beseitigen und alles wieder »in die Reihe zu bringen«. Den Kommunalpolitikern aber gab Amrhein als Gedankenstütze mit auf den Heimweg: »Sie stehen bei uns im Wort!«
B.S.